Stadt Agavendicksaft?
- Ronja
- 18. Dez. 2019
- 3 Min. Lesezeit
Als Alternative zu industriell hergestellten Süßungsmitteln, wie raffiniertem Zucker oder Süßstoff auf Basis von Cyclamat oder Saccharin, wurde Agavendicksaft auch hier zu Lande als natürliche Alternative entdeckt. Agavendicksaft bietet im Vergleich zu industriellen Süßungsmitteln einige Vorteile, weshalb auch wir seit einigen Jahren u.a. Agavendicksaft anstatt raffiniertem Zucker verwenden. Trotzdem ist dieser, mit gebotener Zurückhaltung zu genießen. Warum das so ist, versuchen Julian und ich im Folgende zu klären.
Ein Besuch im Bioladen veranlasst uns, zu diesem Thema zu recherchieren. Mit Freude entdecken wir dort das 2 Kg Glas Agavendicksaft von Allos. Schon seit längerer Zeit suchen wir nach einer Alternative zu Agavendicksaft. Ein Grund dafür ist, dass Agavendicksaft überwiegend in Plastiktuben angeboten wird. Mit diesem Glas können wir allerdings die Plastikverpackung von unseren Punkten gegen den Agavendicksaft streichen und sind wieder einen Schritt weiter auf unserem Weg Stadt Plastik. Allerdings sind wir noch nicht zufrieden.
Ein weiterer Nachteil von Agavendicksaft ist der Transportweg. Agavendicksaft wird aus dem Saft der Agave gewonnen. Diese wächst vorwiegend in trockenen und warmen Regionen, wie beispielsweise Mexiko. Aus diesem Grund gilt der Anbau in der hiesigen Klimaregion als unwirtschaftlich und ein Transport der Erzeugnisse in unsere Regionen ist für den Verzehr unerlässlich (vgl. Peterson 2013).
Auf den ersten Blick erscheint auch die Produktion von Agavendicksaft in ihren Standards nicht vertrauenerweckend. Alnatura schmückt ihren Agavendicksaft mit dem BIO7, dem BIO und dem EU-Bio-Logo. Das 2 Kg Glas von Allos kennzeichnet das EU-Bio-Logo. Allerdings liegen diese Bio und Öko Siegel in ihren Standards deutlich zurück und sind als Qualitätsmerkmale nicht geeignet (vgl. Fokus, 18.10.2019). "Siegel wie Demeter, Bioland oder Naturland haben (...) wesentlich strengere Auflagen als der EU-Ökostandard. Sie haben daher einen deutlichen Qualitätsvorsprung zum EU-Standard." (Fokus, 18.10.2019)
Für den Agavendicksaft spricht dessen Produktion und Herstellung, die ohne ohne Zusätze auskommt - Es handelt sich also um ein rein natürliches Erzeugnis. Darüber hinaus ist Agavendicksaft süßer als raffinierter Zucker und gleichzeitig kalorienärmer. Er kann also in geringeren Mengen zugefügt werden, um eine vergleichbare Süßungsstufe zu erreichen. Er verfügt außerdem über einen wesentlich geringeren glykämischen Index im Vergleich zu herkömmlichem Zucker (20% vs. 70% bei Haushaltszucker), wodurch der Blutzuckerspiegel langsamer steigt und fällt, was insbesondere für Diabetiker relevant ist (vgl. Conrad 2016).
Gesundheitlich problematisch könnte der hohe Anteil an Fruchtzucker, Fructose, sein. Agavendicksaft enthält zu ca. 25% Glucose und 75% Fructose. Der menschliche Tagesbedarf an Fructose wird mit bereits 3-4 Äpfeln gedeckt, eine längerfristige Überversorgung an isolierter Fructose kann negative gesundheitliche Folgen haben. Jamnik et al., 2016 nennen Gicht als Beispiel.
Ein Vorteil des Agavendicksafts ist dessen neutraler Geschmack und die flüssige Konsistenz: Diese eignen sich besonders gut zum Kochen und Backen. Wir haben schon viele andere Süßungsmittel wie z.B. Apfeldicksaft ausprobiert und leider kann kaum etwas mithalten. Für manche Rezepte verwenden wir Honig für andere Trockenfrüchte, Bananen, Biosüße oder Stevia, aber an der einen oder anderen Stelle finden wir keinen Weg um den Agavendicksaft.
Unter dem Stricht steht: Agavendicksaft ist eine 100% natürliche Süßungsalternative. Sie wird allerdings nicht lokal produziert, die Produktionsstandards sind nicht vertrauenerweckend und das Süßungsmittel bietet durch den hohen Fructose-Anteil potenzielle Risiken. Fachliteratur rät, wie bei allen Süßungsmitteln, zu einem mäßigen Konsum von höchstens einem EL pro Tag. Um die Plastikverpackung zu umgehen, empfehlen wir das 2 kg Glas von Allos. Allerdings hoffen wir, dass bald auch kleinere Mengen im Glas angeboten und höhere Qualitätsstandards nachgewiesen werden. Aber vielleicht sollten wir einfach weniger süß essen, anstatt nach Alternativen zu suchen?!
Quellen:
Allos, in: http://shop.allos.de/allos-agavendicksaft-2kg .
Conrad A. (2016): Sirupe, Dicksäfte, Palmzucker und Co..
Focus (18.10.2019): Alles Bio, alles gut? Die Schattenseiten des Öko-Booms, in: https://amp-focus-de.cdn.ampproject.org/v/s/amp.focus.de/gesundheit/ernaehrung/zdf-reportage-planet-e-alles-bio-alles-gut-von-wegen-das-sind-die-schattenseiten-des-oeko-hypes_id_11245226.html?usqp=mq331AQCKAE%3D&_js_v=0.1#referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com&_tf=Von%20%251%24s&share=https%3A%2F%2Fwww.focus.de%2Fgesundheit%2Fernaehrung%2Fzdf-reportage-planet-e-alles-bio-alles-gut-von-wegen-das-sind-die-schattenseiten-des-oeko-hypes_id_11245226.html
Jamnik J., Rehman S., Mejia S.B. et al. (2016): Fructose intake and risk of gout and hyperuricemia: a systematic review and meta-analysis of prospective cohort studies. BMJ Open. Vol. 6: 1-9.
Petersen D. (2013): Natürliche Süße mit Charakter. UGBforum. Vol. 3: 121-123.
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