Lupine stadt Soja?
- Ronja
- 15. Okt. 2020
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Aug. 2021
Unsere neueste Entdeckung ist die Süßlupine. "Botanisch gesehen gehören Lupinen zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler innerhalb der Familie der Hülsenfrüchtler – genauso wie Erbse, Kichererbse und Erdnuss." (Rapunzel) Wir sind auf diese Pflanze aufmerksam geworden, da sie der Sojabohne ähnlich sein soll, aber in gewisser Weise verträglichere Bestandteile aufweist. Nele und Annika reagieren leider allergisch auf Soja und aus diesem Grund suchen wir schon seit Längerem nach einer Alternative. Wir bestellen über den Biolandhof Kelly eine Auswahl an Lupinenprodukten. Diese stehen nicht nur unter dem Bioland-Siegel, sie sind auch in Papier verpackt und kommen aus Deutschland. Des Weiteren orientieren wir uns an dem Buch "Vegan kochen mit Lupine" (Wenzel 2019), um hilfreiches Hintergrundwissen zu erlangen und neue Rezepte kennenzulernen. Im Folgenden möchten wir euch von unseren Erkenntnissen sowie dem Weg dahin berichten.
Seit mehreren Jahren konsumieren wir regelmäßig vor allem Sojajoghurt, den Sojadrink sowie Tofu. Vor ziemlich genau einem Jahr bestellen wir das erste Mal die Sojabohnen von dem Biohof Lex und sind begeistert. Denn auch sie erfüllen unsere allgemeinen Auswahlkriterien: Sie tragen das Naturland-Siegel, sie werden in Papier verpackt und in Deutschland angebaut. Mit diesen Sojabohnen kochen wir mehrmals die Woche unsere eigene Sojamilch, um die Plastik- oder Tetra-Pak-Verpackung zu sparen. Das Rezept bedarf zwar etwas Routine und Vorausschau, ist aber relativ einfach umzusetzen. Nähere Informationen dazu findest du in folgendem Blog-Artikel sowie in diesem Rezept.
Soja erfährt gegenwärtig große Beliebtheit und in den Regalen der Bioläden und Supermärkten finden sich immer mehr verarbeitete Soja-Produkte. Auch in unserer Familie und im Freundeskreis werden Sojaprodukte regelmäßig konsumiert. Allerdings scheint eine Alternative für Soja für uns Schwestern (Nele und Ronja) und unserer Freundin Annika relevant zu sein: Nele und Annika sind gegen Soja allergisch und bei Ronja wird eine Unterfunktion der Schilddrüse festgestellt. Ein aktueller Artikel im Hamburger Abendblatt (30.09.2020) verweist uns auf einen Zusammenhang zwischen einer Schilddrüsenbeeinträchtigung und dem übermäßigen Verzehr von Soja. Darüber hinaus stellt Annika einen Zusammenhang zwischen ihrer Autoimmunerkrankung Hashimoto und dem Verzehr von Soja fest. Vor diesem Hintergrund möchten wir uns genauer mit den Vor- und Nachtteilen von Soja beschäftigen.
Schnell lernen wir, dass „jeder Dritte in der westlichen Welt (nicht nur auf Weizen, sondern auch auf Soja) sensitiv" (Wenzel 2019, S.26), reagiert. Ein Grund dafür ist die enthaltene hohe Konzentration an Lektinen, die wiederrum ein Bestandteil von Gluten sind. „Obwohl Lektine auch aus Eiweißbestandtteilen bestehen, werden sie von den Pflanzen häufig als Anti-Nährstoffe gebildet, um natürliche Fressfeinde fernzuhalten. Meist sind die Lektine für den Menschen harmlos, einige sind jedoch toxisch. Sie haften sich gerne an den Dünndarm und können diesen beschädigen.“ (Wenzel 2019, S.26) Darüber hinaus sollen Isoflavone in Soja die Schilddrüsenfunktion beeinträchtigen (vgl. Hamburger Abendblatt 30.09.2020). Isoflavone sind sekundäre Pflanzenstoffe, die dem weiblichen Geschlechtshormon Östrogen ähneln. Der Artikel im Hamburger Abendblatt rät deshalb dazu, Sojaprodukte nicht in größeren Mengen zu verzehren. Das Ernährungsprotokoll von Anthony William (vgl. 2016) ermöglicht Annika, ihre Schilddrüsen und Antikörperwerte (diese gelten als ausschlaggebende Hashimoto Werte) zu regulieren. William zählt Soja zu den „Gnadenlosen Vier“ (2018), die Viren und Bakterien im Körper des Menschen nähren und begünstigen. Seiner Theorie zur Folge können sich gewisse Bakterien und Viren unter diesen Umständen im Körper, bis zur Schilddrüse, ausbreiten. In diesem Prozess sollen nicht nur natürliche Prozesse im Körper verlangsamt werden, es können auch unterschiedliche Krankheitsbilder (z.B. Hashimoto) entstehen. Da William der Annahme ist, dass alle Autoimmunerkrankungen den Ursprung von gewissem Vieren haben (z.B. Ebstein-Barr), rät er den Konsum von Soja ganz aufzugeben, um zu verhindern, dass diese Viren durch den Soja-Konsum aktiv werden und dadurch den Körper angreifen können (vgl. 2020, S.94f. & S.112). Wenzel hingegen ist der Meinung man sollte Soja nicht verteufeln (vgl. 2019). Dessen Verzehr ist wesentlich verträglicher für den Menschen als viele andere Eiweißlieferanten, wie z.B. Milch- oder Fleischprodukte. Positive Eigenschaften die Soja und die Lupine gemeinsam aufweisen sind z.B.: der hohe „Gehalt an (pflanzlichem) Eiweiß“, der hohe „Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren“, sie sind „cholesterinfrei“, „laktosefrei“, haben einen niedrigen „Gehalt an Kohlenhydraten“, sie sind „ballaststoffreich“ sowie „reich an Vitaminen“ und „Mineralstoffen“ (Wenzel 2019, S.35).
Im Mai dieses Jahrs bestellen wir eine Auswahl an Lupinenprodukten. Uns überrascht die Vielfalt an Erzeugnissen dieser Pflanze: Lupinensamen, Lupinenkerne, Lupinenflocken, Lupinenkaffee und Lupinenmehl zählen zu unserer Auswahl. Seitdem haben wir mehrere Rezepte ausprobiert und in der Küche experimentiert. Dabei überzeugt uns der vielfältige Einsatz dieser Hülsenfrucht. Unsere Lieblingsrezepte haben wir bereits online gestellt: Lupinen-Hummus und Lupinen-Mayonnaise. Es sollen weitere folgen, wie z.B. die Lupinen-Milch oder die Lupinen-Mayonnaise. Eine Schwierigkeit bei der Zubereitung sind die Bitterstoffe und der damit verbundene unangenehme Geschmack der Süßlupine. Wir stellen allerdings fest, dass diese durch einen Vorgang von ca. 12-Stündigem Einlegen sowie 2-Stündigem Kochen stark reduziert werden können. Aber wir stehen immer noch ganz am Anfang und freuen uns darauf, in Zukunft weitere Rezepte ausprobieren und weiterentwickeln zu können.
Aber weshalb sollte man sich überhaupt die Mühe mit dieser Hülsenfrucht machen? Es gibt doch viele Alternativen, die günstiger zu erwerben und die bereits eine größere Auswahl an verarbeiteten Produkten mit sich bringen, zu denen es mehr Erfahrungswerten und Rezepte gibt. Auch mit dieser Frage haben wir uns auseinandergesetzt und folgende Antwort gefunden:
„Die schon fast unheimlich Kette der Vorteile dieser einheimischen, also lange
Transportwege ersparenden, mit einem hohen Gen-Alter gesegneten, da schon auf die
alten Ägypter zurückgehenden Pflanze ist schier endlos. Das natürliche, besonders
schöne Pflanzengeschöpf, das ohne jede Spezialdüngung oder gar Pflanzenschutz bei
uns in der Natur wächst, hat an ihrem Gesamtfett einen Anteil an ungesättigten
Fettsäuren, die wir neben gesättigtem Fett wie dem der Kokosnuss brauchen, von sage
und schreibe 85 Prozent.
Wie ein Wunder – extra für uns Moderne geschaffen – wirkt auch ihre einzigartig
basische Wirkung, während andere Eiweiße schon wegen der Aminosäuren eher sauer
reagieren. Ein Ballaststoffanteil von 15 Prozent verstärkt und verbessert die Verdauung
weiter, und ganz nebenbei enthält die Lupine wesentliche Mineralien wie Kalium, Kalzium
und Magnesium, aber auch Eisen und die Vitamine B1 und A. Wen wundert da noch ihr
obendrein hoher Anteil an wesentlichen sekundären Pflanzenstoffen, die krebshemmend
und antioxidativ auch vorzeitigem Altern entgegenwirken. Trotz so hohem Proteinanteil
enthält die Lupine, anders als andere Eiweißlieferanten, ungewöhnlich wenig Purine, die
beim Abbau zu Harnsäure werden und Gicht fördern. Die (Süß-)Lupine scheint einfach
gar nichts an sich zu haben, was uns Menschen schaden könnte.“ (Dahlke 2019, S.12f.)
Diese Antwort propagiert recht anschaulich den Einsatz der Lupine und umfasst die wichtigsten Vorteile. Allerdings möchten wir noch ergänzen, dass „alle acht essenziellen Aminosäuren und 36 bis 40 Prozent Gesamteiweiß“ (Wenzel 2019, S.23) in der Lupine enthalten sind. Darüber hinaus soll noch erklärend hinzufügt werden, weshalb der hohe Ballstoffanteil ein Vorteil ist. In der Lupine befinden sich wasserlösliche Ballaststoffe, welche das Sättigungsgefühl fördern und die Verdauung verlangsamen, die dadurch den Blutzuckerspiegel konstant halten sowie den Darm reinigen können (vgl. Wenzel 2019, S.27). Außerdem ist die Lupine „besser verträglich als andere Hülsenfrüchte, weil sie weniger blähende Inhaltsstoffe aufweist“ (Wenzel 2019, S.36). Aufschlussreich ist auch folgende Übersicht von Christian Wenzel (2019, S.33), in der die beliebtesten Hülsenfrüchte mit der Lupine verglichen werden:

Einen letzten Vorteil möchten wir euch nicht verwehren: Die „zusätzlichen Proteine, die du durch die Ernährung mit Lupine zu dir nimmst, [hemmen] die Lust auf Süßes“ (Wenzel 2019, S.46). Dieser Funfakt ist besonders für einige unserer süß-süchtigen Familienmitglieder ein nennenswerter Nebeneffekt.
Zunächst werden einige von uns weiterhin Sojamilch und Tofu verzehren, allerdings den Konsum stark reduzieren und versuchen, die Süßlupine noch stärker in den Speiseplan zu integrieren. Andere haben Soja bereits ganz aus ihrem Alltag gestrichen. Die gemeinsame Recherche und die unterschiedlichen Erfahrungswerte verdeutlichen zwei Dinge: Es ist förderlich, die eigene Befindlichkeit im Zusammenhang mit dem Verzehr von Lebensmitteln gründlich zu beobachten. Zweitens kann die kritische Auseinandersetzung mit bestehenden Informationen und Erkenntnissen neue Aspekte für das eigene Wohlbefinden aufdecken. Insbesondere im Zusammenhang mit Soja, gibt es ein großes Puzzle von unterschiedlichen Meinungen und Erfahrungswerten, welches wir lediglich durch individuelle Erfahrungen und Empfehlungen für uns ordnen können. In diesem Zusammenhang möchten wir euch nicht verschweigen, dass sich insbesondere William (2016, 2018) nicht auf wissenschaftliche Quellen beruft und man seine Glaubwürdigkeit deshalb anzweifeln kann. Allerdings überzeugt uns sein Ernährungsprotokoll auf Grund der persönlichen Erfahrungen und Erfolge, die Annika mit diesem macht sowie seine Parallelen zu aktuellen wissenschaftlichen Empfehlungen. Wir bedauern die unzureichenden wissenschaftlichen Erkenntnisse auf diesem Gebiet und hoffen, dass sich in diesem Zusammenhang noch einiges tun wird. Abschließend fühlen wir uns darin bestätigt, offen für neue bzw. „alte“ Lebensmittel zu sein und eigene Essgewohnheiten stetig weiterzuentwickeln: Das Lupinen-Experiment hat sich bereits gelohnt!
Quellen:
Biohof Lex, in: https://shop.biohof-lex.de/?p=productsList&iCategory=10 (15.10.2020).
Dahlke, Ruediger (2019): Ein Traum von Lupinen. In: Wenzel, Christian: Vegan kochen mit Lupine. München: riva Verlag, S.12-13.
Hamburger Abendblatt (30.09.2020): Wie gesund sind Sojaprodukte?. In: Hamburger Abendblatt 02.,03.,04.10.2020, oder online: https://www.abendblatt.de/ratgeber/kueche-und-genuss/article230552128/Wie-gesund-sind-Sojaprodukte.html (15.10.2020).
Rapunzel, in: https://www.rapunzel.de/warenkunde-suesslupine.html (15.10.2020).
Wenzel, Christian (2019): Vegan kochen mit Lupine. München: riva Verlag.
William, Anthony (2020): Heile dich selbst: Medical Detox. München: arkana.
William, Anthony (2018): Heile deine Schilddrüse: Die Wahrheit über Hashimoto, Über- und Unterfunktion, Schilddrüsenknoten, -tumoren und -zysten. München: arkana.
William, Anthony (2016): Mediale Medizin: Der wahre Ursprung von Krankheit und Heilung. München: arkana.
Hallo René,
eigentlich hatte ich dir direkt nach deinem Kommentar zu diesem Artikel genantwortet, aber diesen hatte ich wohl leider nicht richtig gespeichert 😅. Ich möchte mich im Namen von Stadt Dorf Hamburg für deinen Kommentar bedanken. Wir sind nicht so bekannt und freuen uns deshalb sehr über neue Anregungen und Menschen, die mit uns über Themen nachdenken! Wir freuen uns, dass du den Artikel so aufmerksam gelesen hast! Vielen Dank auch für deine Anregung und den Link. Diese Info werden wir auf jeden Fall weiter verfolgen. Wir halten allerdings zunächst einmal weiter an der Lupine fest, da uns insbesondere der Aspekt Regionalität und die Möglichkeit damit einen nährstoffreichen Milchersatz zu zu bereiten überzeugen. Aber der Diskurs zeigt doch, dass…
Anthony William rät allerdings von Lupine leider ab, weil extrem hochgezüchtet für den Menschen. Wobei Lupine nicht auf einer No Foods Liste auftaucht, vermutlich kann man also mal (selten) Lupine essen, aber Heilnahrung ist vorzuziehen. LG René https://www.gesundmachtfroh.com